Prof. Dr. Christoph Igel

Vom Web-based Training zum Multichannel Learning Environment

Prof. Dr. Christoph Igel

am 17.11.2012 15:56
Innovationstechnologien haben sich in der zurückliegenden Dekade als Beschleunigungsfaktor für die Modernisierung und Veränderung von Strukturen, Prozessen und Inhalten in Studium, Lehre und Weiterbildung an den Hochschulen weltweit erwiesen. Nach einem ersten Hype Ende der 1990er Jahre durch die Erprobung und Implementierung etwa von Ansätzen des Content- und Learning Managements oder internetbasierter Assessments stimulieren heute die breite Nutzung sozialer Netzwerke, die rasante Verbreitung mobiler Endgeräte oder die Möglichkeiten multimodaler Content-Entwicklung und deren Verfügbarkeit in global zugänglichen Repositories erneut die Bildungsentwicklung. Die Hochschulen, wie auch die Schulen und Weiterbildung, sind hiervon als ganzes betroffen: technologiegestütztes personales Lernen, soziales Lernen, ubiquitäres Lernen oder auch das Lernen mit intelligent-adaptiven Systemen haben (semi-) virtuelle Bildungsanbieter auf allen Ebene hervorgebracht, die den breiten Einsatz von Bildungstechnologien und e-Learning als Profilelement ihrer institutionellen Entwicklung ausweisen - oder auch im Einzelfall bewusst darauf verzichten. Ein wesentlicher Faktor für diese Veränderungen sind die durch die Innovationstechnologien induzierten Möglichkeiten und Mehrwerte in Bildungsszenarien on campus und off campus: waren diese ganz im Sinne eines traditionellen Verständnisses der Universitäten vormals Lehrer-zentriert und folgten vornehmlich instruktionalen Ansätzen, existieren heute Lernenden-zentrierte, konstruktivistische bzw. konnektivistische Ansätze, die das Verständnis der Bildung von einer ursprünglich isolierten Qualifizierungsmaßnahme mit Fokus auf individuellem Wissensfortschritt und orientiert an feststehenden Curricula hin zum lebenslangen, situierten Lernen mit dem Ziel der Generierung emergenten Wissens in vernetzen Lebenswelten verändert haben. Wie schon zu Ende der 1990er Jahre engagieren sich erste Hochschulen in Deutschland und realisieren nicht selten in Kooperation mit Partnern aus der Wirtschaft Massive Open Online Courses, unterstützen den Einsatz von Smartphones und TabletPC’s und bieten Qualifizierung, Beratung und Support für Studierende und Dozierende an. Doch bereits heute ist zu erkennen, dass durch die nächste Generation innovativer Technologien und technologischer Dienste rund um das Internet der Dinge erneut eine Bildungsbeschleunigung induziert werden könnte, wie prototypische Entwicklungen und erste experimentelle Ansätze mit Cyber-Physical-Systems zeigen. Aufgrund des rasanten technologischen Fortschritts, der zunehmenden Bereitschaft von Lehrenden und Lernenden der Generation Y und Z, vielfältige technologische Services und Angebote für individuelle Bildungsinteressen zu nutzen, stehen Bildungsinstitutionen im allgemeinen wie auch die Hochschulen in Deutschland im speziellen scheinbar vor ähnlichen Fragen wie zu Anfang der letzten Dekade: Welche Haupttrends gibt es und sind für die institutionelle Entwicklung von strategischer Relevanz? Wie werden sich die Hochschulen durch Innovationstechnologien und Nutzungsverhalten verändern und was bedeutet dies für das Profil meiner Hochschule? Welche Bildungsszenarien sind praktikabel und finanzierbar? Wie können neue Impulse für die Bildung durch Innovationstechnologien exemplarisch erprobt oder gar nachhaltig implementiert werden?Im Rahmen des Vortrages werden neben den vorab skizzierten Entwicklungen auch Überlegungen angestellt, wie Hochschulen aus strategisch-struktureller Perspektiver der Beschleunigung ihrer Bildungsentwicklung durch Innovationstechnologien begegnen können.